Reiseblog

von Heike Katthagen 28. März 2024
Ein Markt für alle Sinne Früh klingelt der Wecker, die Nacht war kurz, die Eindrücke des Nachtmarks sind noch sehr präsent und haben mich bis in meine Träume verfolgt. Ich gehe noch vor 6:00 Uhr aus dem Hotel, es ist noch dunkel und mein Weg führt mich in Richtung Markt, die Straße hinab, grobe Richtung Fluss. Hier oben in den Bergen, im äußersten Norden von Vietnam ist es recht kühl, die Luft ist feucht und der Nebel hängt schwer über der Stadt. Geschäftiges Treiben herrscht auf der Straße, die Marktstände werden präpariert, hunderte von Mofas und Motorrädern schaffen die Waren aus den umliegenden Bergdörfern heran. Wurzeln, Gemüse, Obst, Fleisch, Fisch, Bekleidung, die ganze Bandbreite soll hier den Besitzer wechseln. Die Frauen mit ihren kunterbunten Kostümen stechen wie kleine Schmetterlinge aus der Szenerie heraus. Düfte mischen sich, hier riecht es nach Gewürzen, einen Schritt weiter werden die Hufe eines Wasserbüffels abgeflämmt, an der nächsten Ecke kocht eine Suppe aus Innereien auf dem offenen Feuer. Es wird gelacht, diskutiert, aufgebaut und verkauft. Hinter mir wird lautstark gehupt, weil ich dem nächsten Mofa im Weg stehe. Aber ich bin kein Fremdkörper hier, ich lasse mich treiben, schwimme mit der Masse, schaue in viele freundliche Gesichter. Immer mal wieder werde ich gefragt, ob sie auch von mir ein Foto machen können - „Natürlich gern“, gleiches Recht für alle. Ich selbst fotografiere viel, habe Probleme mich zu fokussieren, so viel zu entdecken, Formen, Farben, Gerüche, die totale Reizüberflutung. Eine kleine ältere Frau spricht mich an ob ich einen Kaffee möchte, ich überlege nicht lange und schaue ihr bei der Zubereitung zu. Sie hat so freundliche Augen und gibt mit zu verstehen, dass der Kaffee gleich kommt. Kurze Zeit später stehen diese wunderbaren frischen Maracuja vor mir, dazu Erdnüsse und gesüßte Kondensmilch. Sie erklärt mir, wie ich die drei Geschmäcker zusammenführe, oh wow, was für eine Kombination! Sie ist glücklich und bereitet den Kaffee weiter zu. Sie stellt mir ihren Sohn vor, zwei Kinder hat sie, und strahlt wieder. Ihre Hände sind rau von der harten Arbeit, das Gesicht zeigt viel Lebenserfahrung und die Augen funkeln immer noch. Der Kaffee schmeckt einfach großartig. Die kleine Pause hat gut getan um mich ein bisschen zu fokussieren. Ich gehe weiter, mittlerweile ist es hell geworden. Der Markt ist nun voll. Vorbei an der Ecke wo das Fleisch zerlegt wird, führt mein Weg mich Richtung Fluss, dort werden die lebenden Tiere feil geboten. Dieser Bereich ist nichts für sensible Mägen uns schwache Nerven. Ich schalte meine Emotionen aus und fokussiere mich auf die Reportagefotografie , sonst würde es nicht gehen. Geflügel, Schweine, Hunde werden gehandelt. Die Angstschreie der Schweine gehen mir durch Mark und Bein. Ich sammle viele Fotos, versuche meine Vergleichsbilder rauszuhalten und unvoreingenommen die Momente zu fotografieren. Diese Taktik klappt sehr gut. Als ich wieder zum Hotel gehe, stelle ich fest, dass ich fast drei Stunden unterwegs war. Die Gerüche hängen mir noch schwer in der Nase, aber ich bin sehr dankbar, dass ich diese Eindrücke aufnehmen durfte.
von Heike Katthagen 27. Januar 2021
Zauberhaftes Myanmar „Ist Myanmar nicht gefährlich? Gibt es da nicht diese Konflikte? Also dahin würde ich mich ja als Frau nicht trauen.“ Dies und andere Aussagen habe ich vielfach im Vorfeld gehört, als ich berichtet habe, dass meine nächste Reise nach Myanmar geht. Um dies im Vorfeld schon mal zu beantworten. Ich habe mich noch in keinem anderen Land so willkommen und zudem so sicher gefühlt wie in Myanmar. Die Menschen sind so offen und freundlich, hilfsbereit und neugierig. Es ist unbeschreiblich schön, fast märchenhaft. Ich streife über einen Markt, überall um mich ist geschäftiges Treiben, fremde Gerüche steigen mir in die Nase, nicht immer angenehme, weil hier auch Fleisch und Fisch angeboten wird und das Wort „Kühlkette“ hier nicht bekannt zu sein scheint. Die Menschen schauen mich freundlich und neugierig an und wenn ich lächle, strahlen sie zurück und vermitteln dir das Gefühl, dass ich überaus willkommen bin, und das nicht nur als Devisenbringer sondern als Gast. Ein freundliches „Mingalaba“, was zu jeder Tageszeit als Begrüßung verwendet wird, öffnet mir hier die Herzen. Es wird das Goldene Land genannt. In vielen Reiseführern steht, dass Burma eins der ursprünglichsten asiatischen Ländern ist und dies kann ich uneingeschränkt bestätigen. Der Staat mit Grenzen zu Indien, Bangladesch, China, Laos und Thailand, ist bislang vom Massentourismus verschont geblieben, was seinem Erscheinungsbild sicherlich ausgesprochen gut getan hat. Die Menschen sind von einer zauberhaften Offenheit und Freundlichkeit gegenüber uns „Langnasen“ und man kommt überall sehr schnell ins Gespräch, auch wenn wir einander mittels Sprache nicht verstehen, so klappt es doch oft irgendwie mit Händen und Füßen. Wir starten unsere Tour in der Stadt Yangon (früher Rangun), die die größte Stadt Myanmars ist, jedoch nicht die Hauptstadt. Hier übernachten wir und starten am nächsten Morgen schon früh um mit dem Bus zu unserem ersten Etappenziel zu fahren. Yangon werden wir dann zum Ende der Reise noch einmal ausgiebiger erkunden können. Es geht in einer langen Fahrt zu der wunderschönen Saddam Höhle, die wir barfuß durchwandern und zum Schluss mit kleinen Kanus zurückgerudert werden. Der liegende Buddha mit seinen blinkenden LED-Lichterketten um den Kopf wirkt ein bisschen wie Kirmes, aber es spiegelt die unendliche Verehrung der Gläubigen wieder, die eben eine andere Vorstellung von perfekter Verschönerung haben. Wir lassen unsere Kameras leider im Bus, weil die Kanufahrt wohl die Gefahr des Kenterns mit sich bringt und wir wollen alle unsere Kameras nicht beim ersten Einsatz dem Wassergott übereignen. Ich ärgere mich kurz, weil gerade das Ende der Höhle ganz wunderschöne Momentaufnahmen zutage bringt, eine tolle Landschaft und wunderbare Einblicke ins Leben der Bevölkerung. Diese sind nun nur auf dem Handy verewigt. Ich denke mir, dass dies sicherlich das letzte Mal sein wird, an dem ich zu vorsichtig bin. Zu wichtig sind mir die Fotos. Aber der Moment ist wunderschön und ich genieße es sehr. Wir schwingen uns wieder in den Bus und fahren weiter zum Kyauk Ka Lat Kloster, welches verwegen auf einem bizarren Felsen thront. Umgeben ist es von einem wunderschönen See und hohen Bergketten. Fotografisch gesehen ist es ein epischer Auftakt der Reise. Ich bin wieder versöhnt und schwebe auf Wolke Sieben. Hier sind überraschend wenig Touristen. Wir erkunden das Kloster auf eigene Faust und ich kann ein paar wunderbare Eindrücke aus dem Alltag der Mönche festhalten. Natürlich vergewissere ich mich vorher jedes Mal, ob ich auch fotografieren darf, aber dies ist fast niemals ein Problem und wird mit einem freundlichen Nicken autorisiert. Was für ein umwerfend schöner Platz. Man spürt die Magie. Ich kann absolut verstehen, warum dies ein heiliger Ort für die Burmesen ist.
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