Zauberhaftes Myanmar
„Ist Myanmar nicht gefährlich? Gibt es da nicht diese Konflikte? Also dahin würde ich mich ja als Frau nicht trauen.“
Dies und andere Aussagen habe ich vielfach im Vorfeld gehört, als ich berichtet
habe, dass meine nächste Reise nach Myanmar geht. Um dies im Vorfeld schon mal
zu beantworten. Ich habe mich noch in keinem anderen Land so willkommen und
zudem so sicher gefühlt wie in Myanmar. Die Menschen sind so offen und
freundlich, hilfsbereit und neugierig. Es ist unbeschreiblich schön, fast
märchenhaft.
Ich streife über einen Markt, überall um mich ist geschäftiges Treiben, fremde
Gerüche steigen mir in die Nase, nicht immer angenehme, weil hier auch Fleisch
und Fisch angeboten wird und das Wort „Kühlkette“ hier nicht bekannt zu sein
scheint. Die Menschen schauen mich freundlich und neugierig an und wenn ich lächle,
strahlen sie zurück und vermitteln dir das Gefühl, dass ich überaus willkommen
bin, und das nicht nur als Devisenbringer sondern als Gast. Ein freundliches
„Mingalaba“, was zu jeder Tageszeit als Begrüßung verwendet wird, öffnet mir
hier die Herzen.
Es wird das Goldene Land genannt. In vielen Reiseführern steht, dass Burma eins
der ursprünglichsten asiatischen Ländern ist und dies kann ich uneingeschränkt
bestätigen. Der Staat mit Grenzen zu Indien, Bangladesch, China, Laos und Thailand, ist
bislang vom Massentourismus verschont geblieben, was seinem Erscheinungsbild
sicherlich ausgesprochen gut getan hat. Die Menschen sind von einer
zauberhaften Offenheit und Freundlichkeit gegenüber uns „Langnasen“ und man
kommt überall sehr schnell ins Gespräch, auch wenn wir einander mittels Sprache
nicht verstehen, so klappt es doch oft irgendwie mit Händen und Füßen.
Wir starten unsere Tour in der Stadt Yangon (früher Rangun), die die größte
Stadt Myanmars ist, jedoch nicht die Hauptstadt. Hier übernachten wir und
starten am nächsten Morgen schon früh um mit dem Bus zu unserem ersten Etappenziel zu
fahren. Yangon werden wir dann zum Ende der Reise noch einmal ausgiebiger
erkunden können.
Es geht in einer langen Fahrt zu der wunderschönen Saddam Höhle, die wir barfuß
durchwandern und zum Schluss mit kleinen Kanus zurückgerudert werden. Der
liegende Buddha mit seinen blinkenden LED-Lichterketten um den Kopf wirkt ein
bisschen wie Kirmes, aber es spiegelt die unendliche Verehrung der Gläubigen
wieder, die eben eine andere Vorstellung von perfekter Verschönerung haben.
Wir lassen unsere Kameras leider im Bus, weil die Kanufahrt wohl die Gefahr des
Kenterns mit sich bringt und wir wollen alle unsere Kameras nicht beim ersten
Einsatz dem Wassergott übereignen. Ich ärgere mich kurz, weil gerade das Ende
der Höhle ganz wunderschöne Momentaufnahmen zutage bringt, eine tolle
Landschaft und wunderbare Einblicke ins Leben der Bevölkerung. Diese sind nun
nur auf dem Handy verewigt. Ich denke mir, dass dies sicherlich das letzte Mal
sein wird, an dem ich zu vorsichtig bin. Zu wichtig sind mir die Fotos. Aber
der Moment ist wunderschön und ich genieße es sehr.
Wir schwingen uns wieder in den Bus und fahren weiter zum Kyauk Ka Lat Kloster,
welches verwegen auf einem bizarren Felsen thront. Umgeben ist es von einem
wunderschönen See und hohen Bergketten. Fotografisch gesehen ist es ein
epischer Auftakt der Reise. Ich bin wieder versöhnt und schwebe auf Wolke
Sieben.
Hier sind überraschend wenig Touristen. Wir erkunden das Kloster auf eigene
Faust und ich kann ein paar wunderbare Eindrücke aus dem Alltag der Mönche
festhalten. Natürlich vergewissere ich mich vorher jedes Mal, ob ich auch
fotografieren darf, aber dies ist fast niemals ein Problem und wird mit einem
freundlichen Nicken autorisiert.
Was für ein umwerfend schöner Platz. Man spürt die Magie. Ich kann absolut
verstehen, warum dies ein heiliger Ort für die Burmesen ist.
Es sind meine ersten kleinen Begegnungen mit der Bevölkerung, mit fröhlichen
Kindern, würdevollen Mönchen und quirligen Verkäuferinnen an Garküchen, die die
Pilger mit allerlei Leckereien versorgen. Hier scheint die Zeit stehengeblieben
zu sein. Ich liebe es.
Voller Glück geht die Fahrt weiter zu unserem Hotel. Ich bin ganz angenehm
überrascht, dass diese alle einen guten bis sehr guten Standard haben,
jedenfalls in Relation zu der Armut des Landes. Das Personal ist überall extrem
freundlich und wir werden prächtig versorgt. Ich hatte deutlich weniger
erwartet. Abends lassen wir am Pool unsere Eindrücke Revue passieren und
schwelgen immer noch in den tollen Farben und fremdartigen Eindrücken, allesamt
sind wir beseelt.
Am nächsten Morgen geht es schon weiter zur Stadt Mawlamyainig, die wir per Bus und für das letzte Stück mit einem urigen Boot über den Fluss Salween in einer gut zweistündigen Fahrt erreichen. Hier bleiben wir zwei Nächte. Das Flussufer ist abwechslungsreich und erstaunlich menschenleer außerhalb der Städte. Wir tuckern an Dörfern, Pagogen und weidenden Rindern vorbei. Ich liebe es, ich bin gern auf dem Wasser und überlasse mich meinen Gedanken.